8
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:1.8-1.8
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:1.8
German Translation
[1]  Schenke steh auf, und reiche das GlasBegrabe die Sorgen mit Wein!Reiche das Glas und schenke den WeinDie bläuliche Kutte hinweg!
[3]  Uebel zwar klingt dieß weiserem Ohr;Doch kümmert der Ruf mich nicht viel.Bringe mir Wein! Das Uebrige istVerlust der verderblichen Zeit.
[5]  Rauch von der Gluth der flammenden BrustHat diese Gefrorenen zerschmelzt.Närrisches Herz! Noch find ich im Volk'Nicht einen Vertrauten für dich.
[9]  Wenigstens bleibt noch übrig der TrostDas Alles verloren auf einmal!Früh' und auch spät geduld' dich Hafis,So gehet dir Alles nach Wunsch.
276
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.5-16.5
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.5
German Translation
[1]  Der Gärtner, dem fünf Tage langGespräch der Rosen ziemet,Er weiß wohl, daß der NachtigallDes Dornes Leiden ziemet.
[2]  In ihrer Locken Banden klag'Nicht über dein Verderben,Weil kleinen Vögeln in dem NetzKein Weheklagen ziemet.
[3]  Was hat der Trunkene der WeltZu thun wohl mit Geschäften?Da Rath und tiefe UrtheilskraftZu dem Geschäfte ziemet.
[4]  Ungläubig ist, wer auf dem WegDer Lieb' und Tugend prahlet,Weil, wenn er Tausende auch hat,Ihm doch Vertrauen ziemet.
[5]  Mit solchen Wangen, solchem HaarZu spielen sey verboten,Wenn immer Hyacinthen HaarJasminenantlitz ziemet.
[6]  Der trunkenen Narziße ziemtLiebkosungen zu spenden,So lang dem wüsten Herz die LustDes dunkeln Haares ziemet.
[7]  O Schenke sag', was weigerst duDas Glas herum zu geben?Da den Verliebten in dem KreisEin stetes Drehen ziemet.
[8]  Wer ist Hafis, daß er den WeinNicht ohne Lärmen trinket;Wer sagt daß armen LiebendenSo vieler Aufwand ziemet? 
152
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.53-10.53
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.53
German Translation
[1]  Als in der Ewigkeit deiner Schönheit Schimmer entglänzte, ward die Liebe, Die mit Flammen die Welten ergriffen.
[2]  Strahlen entfloßen den Wangen; Sah'n es, und blieben unempfindlich; Zürnend wandte sie sich zu den Menschen.
[3]  Siehe! da bat der Verstand um einen Funken, die Leuchte anzuzünden, Eifersucht war der blitzende Funken.
[4]  Unsere Geheimniße zu erfahren, Wünschte der Nebenbuhler, eine Höhere Hand hält die Brust ihm verwirret.
[5]  Anderen brachte das Loos, das ihnen Einstens beschert ward, Liebe: meinem Gramen Herzen nur brachte es Kummer.
[6]  Selbst der belebende Geist der Welten Fiel in das Grübchen deines Kinnes, Faßte, um sich zu retten, die Locken.
[7]  Selbigen Tages, Hafis, verließest Du das Vergnügen in der Liebe, Triebst die Freude aus deinem Gemüth aus.
337
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.29-28.29
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.29
German Translation
[1]  Warum soll nach dem Vaterland Ich nicht begierig seyn! Warum soll ich im Freundegau Der Staub der Thür nicht seyn!
[2]  Da ich der Trennung Herzensleid Unmöglich tragen kann, Warum soll' ich in meiner Stadt Nicht selbst ein Kaiser seyn!
[3]  Ich will dort ein geheimer Rath, Von Liebe und Genuß, Ich dort der ergebne Sklav Von meinem Herzen seyn.
[4]  Des Todes Zeit ist ungewiß. Was kann ich Bessers thun, Als an dem Tage meines Tods Bei dem Geliebten seyn!
[5]  Wenn mir das blinde Glück im Schlaf Nicht meinen Willen thut, So werde ich in's Künftige Selbst mein Vertrauter seyn.
[6]  Verliebt seyn, und Betrunkenheit War immer mein Gebrauch, Nun will ich eifrig mich bemüh'n, Beschäftiget zu seyn.
[7]  Es weiset die des Ew'gen Huld Vielleicht den Weg Hafis, Wenn nicht, so wirst du ewig fort Deßhalb verbannet seyn.
466
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.38-32.38
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.38
German Translation
[1]  Versetze ich mein Ordenskleid, so ist es besser, Und senke ich das Buch in Wein, so ist es besser,
[2]  Als ich verschwendete die Lebenskräfte, sah ich, In Schenkenwinkeln sey es wahrlich um viel besser.
[3]  All' die Geschäfte sind entfernet von Derwischen; Die Brust voll Gluth, das Aug' voll Thränen ist weit besser.
[4]  Ich will des Mönches Thun dem Volk nicht offenbaren, Mit Lautenspiel es kund zu machen ist weit besser.
[5]  So lang des Himmels Thun noch ohne Hand und Fuß ist, So ist die Schenkenlieb' und reiner Wein viel besser.
[6]  Ein Liebchen, wie du bist, kann ich vom Sinn nicht bannen, Und leid' ich Pein, so ist die Pein der Locken besser.
[7]  Du bist nun alt, Hafis, geh' fort nun von der Schenke, Im Jugendalter ist der Rausch, die Liebe besser.
224
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.125-10.125
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.125
German Translation
[1]  Wohl dem Herzen, das nicht immer Nach den Blicken geht, Das nach einer fremden Thüre Ungeruft nicht geht.
[2]  Auf des Freundes süße Lippen Thue ich Verzicht, Doch wo ist die Fliege, die nicht Nach dem Zucker geht.
[3]  Wasch' mit Thränen nicht das Schwarze Meines Schmerzenaugs, Weil das Bild von deinem Maale, Nie aus selbem geht.
[4]  Du verweigre, wie der Ostwind, Mir nicht deinen Duft, Weil mir ohne deine Locken Nichts von Handen geht.
[5]  O mein Herz! sey nicht so kindisch, Streife nicht herum, Denn hiedurch geschieht es, daß dir Nichts von statten geht.
[6]  Deck' mit dem Verzeihungsmantel, Meine Fehler zu, Weil hiedurch der Glanz des Rechtes Nicht verlohren geht.
[7]  Ach! ich Elender verlange Nach dem Cedernwuchs, Denn die Handvoll Gold und Silber Nur mit Müh' ergeht.
[9]  Keiner ist im Sündenbuche Mehr als ich gemerkt, Ist's ein Wunder, daß des Herzens Rauch zum Kopf mir geht!
[10]  Bring mich mit Hudhudens Krone Nicht vom Wege ab, Weil aus Stolz der Falke nicht nach Jedem Vogel geht.
[11]  Bringe Wein, und gieb ihn erstens In Hafisens Hand, So doch, daß hievon die Rede Aus dem Kreis nicht geht.
388
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.7-29.7
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.7
German Translation
[1]  Frühling und Rosen erwecken die Lust; magst brechen die Reue! Reißen aus trauriger Brust fröhlich die Wurzeln des Grams.
[2]  Sieh der Morgenwind weht, und alle Knospen der Rosen Haben zerrissen ihr Hemd, billig der Sinnen beraubt.
[3]  Lern', o Herz! die Reinheit der Sitten vom perlenden Wasser, Von der Geradheit stell' Cedern als Muster dir auf.
[4]  Siehe, wie hat der Räuber der Ost die Locken zerstöret, Hyacinthen zerstreut um das Jasminengesicht.
[5]  Ha! die Braut der Knospen, sie raubt mit schmeichelndem Lächeln Auf die schöneste Art uns so den Glauben als Herz.
[6]  Trauergesänge Bülbüls und Philomelens Geweine Kommen der Rose zu Lieb aus dem Gemache des Grams.
[7]  Dir erzählte das Glas Hafis den Umlauf der Dinge nach des Sängers Spruch, und nach des Wirths Fetwa.
363
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.55-28.55
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.55
German Translation
[1]  Mein Schmerz kommt von der Freundinn, Und auch die Arznei dazu. Mein Herz ist aufgeopfert, Und meine Seele auch dazu.
[2]  Die Leute sagen: dieses Ist besser als die Schönheit noch, Doch sie besitzet Schönheit, Und dieses Andre auch dazu.
[3]  Erinnert Euch der Freundinn, Die blos aus Durst nach meinem Blut Den Bund zuerst gebrochen, Und die Verträge auch dazu.
[4]  Ihr Freunde, ich erzähle Verhüllt im Schleier Euch das Wort, Doch sagt es immer wieder Und macht Erzählungen dazu. Die trunkene Narzisse, Die Locken helfen auch dazu.
[5]  Die Nächte des Genusses Mit ihrem Himmel sind vorbei, Doch tröstet Euch, die Nächte Der Trennung schwinden auch dazu. Das Bild von ihrem Maale, O weh! vergoß so oft mein Blut, Zuerst vor allen Leuten, Und später heimlich auch dazu.
[6]  Der beiden Welten Schimmer Ist nur ein Abglanz ihres Lichts, Dies sage ich vor Allen, Und sag' dies heimlich auch dazu.
[8]  Es fürchten sich Verliebte, Nur keinem Richter bringe Wein, Und wenn du willst, so bringe Des Sultans Wein-Verboth dazu.
[9]  Es weiß des Weines Wächter, Er weiß, Hafis sey tief verliebt, Und nicht allein der Weinvogt, Es weiß es der Wesir dazu.
401
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.20-29.20
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.20
German Translation
[1]  Wenn ich der Staub der Freundinn bin, So reinigt sie den Saum von mir, Und wenn ich sage: kehr' dein Herz So kehret sie sich ab von mir.
[2]  Sie zeigt ihr schönes Angesicht Der ganzen Welt den Rosen gleich, Und wenn ich sage: deck' es zu, So decket sie es zu vor mir.
[3]  Ich sprach zu meinem Aug', o schau', Sie einmal an mit einem Blick; Mein Auge sprach zu mir: Willst du Es fließ' ein blut'ger Strom von mir.
[4]  Sie dürstet stets nach meinem Blut, Nach ihren Lippen dürste ich, Erhalte ich vielleicht mein Ziel, Rächt sie sich wohl vielleicht an mir.
[5]  Entflöhe mir aus Bitterkeit Die Seele, wie Ferhaden einst, So macht es nichts, es bleiben einst Der süßen Sagen viel von mir.
[6]  Wenn ich wie Kerzen vor ihr steh', Lacht sie wie's Morgenroth zum Gram; Und wenn ich böse drüber bin, So zeiget sie sich böse mir.
[7]  Ihr Freunde! eines Kusses halb Gäb' ich die ganze Seele hin, Seht! wegen solcher Kleinigkeit Bleibt sie zurück im Lauf mit mir.
[8]  Versiegle doch dein Wort Hafis, Denn wenn du so die Liebe singst, So singet vor in jeder Eck' Die Liebe Zaubereien mir.
17
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.3-4.3
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.3
German Translation
[1]  Der Gram ob der Geliebten hat die Brust verbrannt, Das Feuer hat im Haus mein Kämmerlein verbrannt,
[2]  Mein Leib ist durch die Gluth der Trennung ganz zerschmelzt; Die Seele ist durch ihrer Wangen Gluth verbrannt. Wer je gesehen hat die Bande ihrers Haars, Ward aus Begier zum Thoren wie mein Herz gebrannt.
[3]  O schau die Brust! die Gluth der Thränen meines Augs Hat wie den Schmetterling aus Liebe mich verbrannt.
[4]  Mich wunderts nicht, daß Freunde meinethalben entglühen; Denn Fremde sind, als ich von Sinnen kam, entbrannt.
[5]  Das Kleid der Eingezogenheit trug fort der Rausch, Und des Verstandes Haus ward von dem Glas verbrannt.
[6]  Der Stein der Reue schlug des Herzens Glas entzwey; Es kocht wie Wein, und ist wie's Wirthshaus abgebrannt.
[7]  Laß das Vergangne, komm zurück, mein Auge hat Die alten Kleider ausgezogen und verbrannt.
[8]  Hafis laß diese Kosereien, trinke Wein! Durch Kosen ist die Kerze, da ich schlief, verbrannt.
286
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.15-16.15
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.15
German Translation
[1]  Gestern sagte zu mir ein Vielverständiger heimlich:Nimmer birgst du vor mir heimliche Dinge des Wirths.
[2]  Weiteres sprach er zu mir: Erleichtere Alles dir selber,Denn es fällt ja diese Welt immer den Schweren zu schwer.
[3]  Einen Becher gab er mir dann, von dessen GefunkelVenus zu tanzen begann; trinke, so sagt' er dazu.
[4]  Blutet dein Herz, doch lächle die Lippe dir ähnlich dem Glase,Ist dein Inneres wund, tanze mit Lautengetön!
[5]  Du erfährst kein Geheimniß bis du nicht Freundschaft beginnest,Denn in Unheilige dringt himmlische Kunde nicht ein.
[6]  Trinke, höre den Rath, mein Sohn, daß die Welt dich nicht kümmre;Wohl ein köstliches Wort, wenn du's zu fassen vermagst.
[7]  In dem Gemach der Liebe geziemt es sich nimmer zu sprechen,Jedes der Glieder sey dorten nur Auge, nur Ohr.
[8]  In dem Kreise der Weisen, sich selbst zu loben geziemt nicht;Du sey kundig des Worts, oder erzeige dich stumm.
[9]  Schenke gieb mir den Wein, Hafisens Trunkenheit kennetEr, der den Koran besitzt, Er, der gelinde Wesir.
206
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.107-10.107
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.107
German Translation
[1]  Einstens ist in dir mehr Sinn Für die Liebenden gewesen, Deine Liebe gegen uns Ist gar weit berühmt gewesen.
[2]  Eingedenk bin ich der Nacht, Wo mit Schönen süßer Lippen Süße Liebeszauberei'n In dem Zauberkreis gewesen.
[3]  Vor des Himmels grünem Dom Vor dem blauen Luftgewölbe Sind schon ihre Augenbrau'n Meines Blickes Gewölb gewesen.
[4]  Von dem ersten Morgen an, Bis zur letzten Nacht der Nächte, Ist die Liebe immer gleich, Und die Treue gleich gewesen.
[5]  Wenn des Liebchens Schatte fällt Auf den Liebenden, was ist es? Er ist dessen dürftig, Sie Sehnsuchtsvoll darnach gewesen.
[6]  Raubte ihre Schönheit gleich Mit dem Herzen mir den Glauben, Bin ich denn doch mehr verliebt In der Sitte Reiz gewesen.
[7]  An des Freundes Thüre hat Mir ein Bettler angesagt: Wo ich immer saß am Tisch, Ist mein Nährer Gott gewesen.
[8]  Brach des Rosenkranzes Schnur Mir entzwei, halt' mich entschuldigt, Meine Hand ist bei dem Arm Silberschenklichter gewesen.
[9]  That ich in der heil'gen Nacht Einen Trunk, so sage nichts, Denn in meines Freundes Hand Ist ein volles Glas gewesen.
[10]  Deine Lieder, o Hafis, Sind einst in dem Paradiese, Auf den Blättern des Jasmins Und des Rosenstrauchs gewesen.
451
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.23-32.23
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.23
German Translation
[1]  Es stand der Himmel dir wohl bey Am Tag des Streites, Wie preisest du ihn wohl dafür, Wie zeigest du dich dankbar?
[2]  Der Mann, der fällt, und welchen Gott Dann bei der Hand ergreifet, Dem sage, dir gebühret es, Gefallene zu trösten.
[3]  Man kauft nicht in dem Liebesgau Die Glorie des Schahes, Bekenne dich zum Herrendienst, Zum frommen Sklavendienste.
[4]  O Schenke komm' zur Thür' herein Mit deinen Liebeswimpern, Dann geht der Gram der ganzen Welt Hinaus von meinem Herzen.
[5]  Es liegen auf der Größe Pfad Gar mancherlei Gefahren, Weit besser ist es, daß du leicht Dich auf den Weg begebest.
[6]  Der König denkt auf Stadt und Heer, Auf Kronen und auf Schätze, Derwische denken nur auf Ruh', Auf einen stillen Winkel.
[7]  Ich sage dir ein frommes Wort, Schenkst du mir nur Erlaubniß, Mein Augenlicht weit besser ist's Im Frieden seyn, als kriegen.
[8]  Es steht bei deinem Muth und Sinn Die Wünsche zu erreichen. Du brauchest nur des Schahes Gunst, Und dann die Hülfe Gottes.
[9]  Wasch' die Genügsamkeit Hafis Nicht ab von deinen Wangen, Denn dieser Staub ist besser als Der wahre Stein der Weisen.
67
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.53-4.53
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.53
German Translation
[1]  Dieses seelenverbrennende Licht, von wo ist es? Es hat mein Herz verbrannt, Fraget seine Geliebte: Wer ist es?
[2]  Meines Herzens und Glaubens Gebäu ist zerstöret. Wer wird von Ihr umarmt? Und Ihr Zimmergenoße Wer ist es?
[3]  Ihrer Lippen Rubinengetränk sey nie ferne! Ihr Wein, wem giebt er Geist? Welchem reicht Sie den Becher? Wer ist es?
[4]  Fragt, o fraget doch Winde, wem wurde der Umgang Mit diesem hellen Licht Zugesaget vom Himmel? Wer ist es?
[5]  Schauet, Jeglichem winket der Reiz der Geliebten, Allein Ihr zartes Herz, Wer umstricket dasselbe? Wer ist es?
[6]  Jenes Mondengesicht mit der Stirne des Hespers, Wessen Schahes Sohn? Wessen einzige Perle Wohl ist es?
[7]  Wehe! Wehe dem närrischen herzen Hafisens! Mit Lächeln sprach Sie: Wer Hat es gemacht zum Narren? Wer ist es?
240
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.141-10.141
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.141
German Translation
[1]  Der May ist gekommen, der Frühlingswind weht, Ich wünsche mir Wein und den Sänger dazu.
[2]  Die Schönen liebkosen, der Beutel ist leer, O Himmel, wie lange noch bleib' ich beschämt.
[3]  Verkauf' nicht die Ehre in theuerer Zeit, Ums Ordenskleid kaufe dir Rosen und Wein.
[4]  Es werden die Wünsche vielleicht noch gewährt, Ich betete gestern, der Morgen entglomm;
[5]  Die Rosen erscheinen mit lächelndem Mund, Vielleicht durch den Duft des Gerechten gelockt,
[6]  Was ist's, wenn der Saum dir im Busche zerriß, Zerreiße dir selber des Rufes Gewand.
[7]  Wer lobte, wie ich, die Rubinen des Munds, Wer ward von den Locken mißhandelt wie ich?
[8]  Erkundigt sich nicht nach Verliebten der Fürst, So thue der Fromme auf Ruhe Verzicht.
[9]  Wer schoß in den Busen Hafisens den Pfeil, Von seinen Gesängen entträufelt das Blut,
480
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.52-32.52
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.52
German Translation
[1]  Du die, indem du mich ermord'st, Nichts weißt von Nachsicht, Du zehrst mein Lebenskapital Ganz ohne Schaam auf.
[2]  Es wohnet in den Leidenden Ein Gift, das tödtet, Drum nahe du dich ihnen nicht, Es ist gefährlich.
[3]  Du bist im Stand, mit einem Blick Mich auszuheilen, Es ist nicht billig, daß du mir Gar nichts verschreibest.
[4]  Du weißt, mein Auge ward durch dich Zum Thränenmeere, Warum gehst du zum Zeitvertreib Nicht an das Ufer?
[5]  Das Unrecht, welches man von dir Im Volk erzählet, Ward von den Neidern ausgesprengt, Du bist nicht schuldig.
[6]  O Frommer, wenn mein Schenke dir Zu schmeicheln anfängt, Verlangest du von Gott nur Wein, Genuß vom Liebenden.
[7]  Hafis bet' an den Hochaltar Der Augenbrauen, Denn betest du wohl irgendwo Mit größrer Innbrunst?
225
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.126-10.126
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.126
German Translation
[1]  O Schenke, höre, wie die Sage Von Cedern, Rosen, Tulpen geht, Du sieh darauf, daß sie nicht ohne Dreyfacher Becher Spende geht.
[2]  Du trinke Wein, die Braut der Erde Hat ihre Schönheit nun erreicht, Jetzt sind die Zeiten, wo die Tugend Der Kupplerinn im Schwunge geht.
[3]  Des Indus Papageyen werden Nun alle Zuckerfreßer seyn, Vom persischen berühmten Kandel, Der reißend nach Bengalen geht.
[4]  Gieb Acht auf des Gesanges Bahnen, Du siehst, was schnell fortschreiten heißt, Ein Kind in einer Nacht erzeuget, Das einen Weg von Jahren geht.
[5]  Betrachte dieses Schelmenauge, Das die Andächtigen betrügt, Siehst du, wie hinter Karawanen Der Zauberer von ferne geht. Mein Liebchen träuft von Schweißestropfen, Und wanket holden Schritts einher, So daß von Wangen der Jasminen In Form des Thau's der Angstschweis geht.
[6]  Wirst du gelockt von Schmeicheleien Der Welt verlaß nicht deinen Weg, Weil diese alte Räuberhexe Aus auf Betrügereien geht. Sey nicht Samir in deinen Werken, Er, der aus Eselshaftigkeit Vom Führer Moses sich entfernet, Und nach dem goldnen Kalbe geht.
[7]  Des Frühlings Schmeichellüfte wehen Her aus des Schahes Rosenbeet, Indeß statt Wein ein Tropfen Thaues Hinein in Tulpenkelche geht.
[8]  Schweig nicht, Hafis, von dem Vergnügen, Des Hofs des Schahs Gajaßeddin Du weißt, daß das Geschäft am besten Durch Singen dir von statten geht.
362
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.54-28.54
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.54
German Translation
[1]  Ha! mir wurde vergönnt der Anblick, der Kuß, die Umarmung, O wie dank ich's dem Glück, dank es dem Schicksal dazu.
[2]  Frommer hinweg! denn wenn mein Glück ist, das Glück, das ich meine, Halt' ich das Glas in der Hand und auch die Locken dazu.
[3]  Keinen habe ich noch des Rausches wegen getadelt, Lieblich ist Lippenrubin, lieblicher Wein auch dazu.
[4]  Fröhliche Kunde mein Herz! kein Weinvogt ist übrig geblieben, Voll ist die Welt vom Wein, voll von Betrunknen dazu.
[5]  Das Gemüth zu verstören, ist wahrlich gar nicht vernünftig, Liedersammlungen nimm, und die Pokale dazu.
[6]  Gieße aus für die Staubverliebten die Hefen der Lippen, Rothgefärbt sey der Staub, moschusgewürzet dazu.
[7]  Nimmer lauert uns auf ein böses Aug' im Verborgnen, Fort ist nun der Feind, fort sind die Thränen dazu.
[8]  Alles, was lebet, das wird durch deinen Geruch nur belebet, Sonne fliehe mich nicht, laß mir den Schatten dazu.
[9]  Rosen und Tulpen sind nur durch deine Schönheit so lieblich, O du Wolke der Huld regne auf mich noch dazu.
[10]  Männer von Einsicht hast du in deinen Banden gefangen, Fürchte dich vor Gott, vor dem Wesire dazu.
[11]  Er ist die Stütze des Reichs, die Probe der Wahrheit des Glaubens, Minen füllet er an, Meere beglückt er dazu.
[13]  Siehe die Kugel der Erd' ist seiner Gerechtigkeit Ballen, Dieses blaue Gewölb, ist das Behältniß dazu.
[14]  Alles bringt dein leicht regierender Wink in Bewegung, Selbst den Mittelpunkt, unserer Erde dazu.
[15]  Durch den kreisenden Lauf, und die stete Bewegung des Himmels Wechseln die Jahre, der Mond, Sommer und Winter dazu.
[16]  Bis an den Tag des Gerichts, sey deine Wohnung der Wohnort Aller Großen der Welt, liebliche Schenken dazu. Selber Hafis, der dein Lob in köstliche Perlen gereiht hat, Ist, sobald du sprichst, scheu, und beschämet dazu.
157
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.58-10.58
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.58
German Translation
[1]  Wer einmal nur die Lust Nach deinem grünen Flaum empfindet, Wird nie, so lang er lebt, Den Fuß aus deinem Kreise ziehen.
[2]  Ich bin aus Gräberstaub, Verbrannten Tulpen gleich, entstanden, Und nähre nun die Lust Nach deinem Maal in meinem Innern.
[3]  Du einz'ge Perle sag: Wie lang wirst du's für billig halten, Daß Augen deinethalb An jedem Ort in Fluth zerfließen.
[4]  Von jeder Wimper fließt Der Thränen Wasser fort in Strömen, O komme Rose, dir gefällts, An Stromesufern zu verweilen;
[5]  Verlaße, wie mein Herz, Nie einen Augenblick den Schleier; Denn es ist nicht gewiß, Daß ich dich wieder sehen werde.
[6]  Der Schatten deines Haars Sey über meinen Kopf gelehnet, Denn in dem Schatten nur Vermag mein armes Herz zu ruhen.
[7]  Dein Auge blickt aus Stolz Nicht auf Hafis, den Armen nieder, Und die Narziße läßt Den Kopf doch sonsten gerne sinken.
96
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:5.1-5.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:5.1
German Translation
[1]  Schäferstunde, schaffe Recht den Armen;Wider der Tyrannen Trennung; Hülfe!
[2]  Meine Schmerzen stillt kein Mittel; Hülfe!Meine Trennung hat kein Ende; Hülfe!
[3]  Weg ist's Herz, nun suchen sie die Seele;Wider die Gewalt der Schönen, Hülfe!
[4]  Für den Kuß begehren sie die Seele;Wider diese Seelenräuber, Hülfe!
[5]  Unser Blut verzehren sie, die Gauern.O Moslime, wo sind Mittel, Hülfe! Jeden Augenblick drängt neues Leiden,Wider Herz und Seelenlose – Hülfe!