[1] Derjenige ist noch nicht schön,
Der seinen Wuchs, der Haarschmuck hat.
Du sey ein Sklav desjenigen,
Der dies und jenes hat.
[2] Die Schmeicheleien der Huris
Und der Peris sind liebevoll,
Doch wahre Anmuth hat nur der,
Der das Gewiße hat.
[3] O Rose, lache du dem Groll
Von meinem Auge freundlich zu,
Indem dasselbe aus Begier
Nach dir viel Wassers hat.
[4] Wer unterstände sich, den Ball
Der Schönheit zu entwenden dir,
Die Sonne selber ist kein Held,
Der festen Zügel hat.
[5] Mein Wort dringt in die Herzen ein,
Seitdem du's angenommen hast;
Ja! Ja! gewiß, das Liebeswort
Auch seine Wirkung hat.
[6] Der Bogen deiner Augenbrau'n
Hat übertroffen in der Kunst
Zu schießen, jeden Bogenschütz,
Der einen Bogen hat.
[7] Es ward noch Keiner auf dem Pfad
Der Liebe wahren Sinns gewiß,
Wiewohl nach seiner Faßungskraft,
Ein Jeder etwas hat.
[8] Verschwend' mit Ausgelaß'nen nicht,
Die Worte der Freygebigkeit,
Weil jedes Wort und jeder Spruch
Auch seine Zeit und Stelle hat.
[9] Ein schlauer Vogel singet nicht
Die Liebeslieder auf der Flur
Im Frühling, welcher einen Herbst
Noch hinter sich her hat.
[10] Den andern Dichtern sey Hafis:
O prahlet nicht mit Eurer Kunst,
Vergeßt nicht, daß Hafisens Lied
Die Kunst der Rede hat.