[1] Deine Schönheit, meine Liebe,
Beide sind vollkommen;
Sey getröstet, meine Seele,
Diese Schönheit stirbt nicht.
[2] Ich begreife keinesweges,
Daß noch größre Schönheit,
Der Verstand in meinem Bilde,
Mir entwerfen könnte.
[3] Dann erst würde ich erlernen
Den Genuß des Lebens,
Wann nach meinem Wunsch mir einstens
Dein Genuß zu Theil wird.
[4] Bleibe ich bei dir, so scheinen
Mir die Jahre Tage.
Bin ich fern von dir, so scheinen
Mir Minuten Jahre.
[5] O Geliebte, sag', wie kann ich
Seh'n dein Bild im Schlafe,
Da ich von dem Schlafe selber
Nur das Traumbild sehe.
[6] Habe doch mit mir Erbarmen,
Denn ob deinen Wangen
Ist mein Leib so dumm geworden,
Wie der Mond im Neuschein.
[7] Wünsch'st du den Genuß des Freunds,
O Hafis! so klag' nicht,
Denn du hast noch mehr zu leiden,
Als nur diese Trennung.