[1] Warum, o schwankende Ceder
Neigest du dich zur Wiese nicht!
Warum vertraust du der Rose,
Und gedenk'st der Narziße nicht!
[2] Ich klagte über die Locken
Und den Zauber derselben laut,
Sie sprach: es folgt mir im Guten
Dieser schwarze Verräther nicht.
[3] Seitdem ich kleinlichen Herzens
Locken-Bisam zusammen trag',
Verlangt das Herz von entfernten
Orten nicht nach der Heimath hin.
[4] Vor ihrem Bogen und Pfeilen
Hab ich Bitten und Flehen gewagt,
Sie zog die Sehne des Bogens,
Und verlieh ihr Gehör mir nicht.
[5] Der Ostwind hauchet im Duften,
Spezerei'n und Gewürze aus.
Warum verwandelt der innre Sinn
Veilchenerde in Moschus nicht?
[6] Nun sind die Locken des Veilchens
Aufgerißen vom Hauch des Osts.
Warum erinnert mein Herz sich
Dieses Bündnißzerreißers nicht.
[7] Entbrannt von Gier nach deinem Genuße
Traut der Seele das Herze nicht.
Die Seele, dich nur verlangend,
Dien't dem Leben des Körpers nicht.
[8] Mein silberschenklichter Schenke,
Schenket uns nur die Hefen ein!
Wir wünschen ähnlich dem Glas ganz
Mund zu werden; wer wünscht es nicht?
[9] O zieh' zurücke die Hände,
Meinen Wangen thu' nichts zu Leide!
Der Tropfen Thaues wird ohne
Meine Thränen zur Perle nicht.
[10] Hafis befolgte dein Wort nicht,
Deine Wimpern erstachen ihn
Mit Recht! denn Jeder verdienet
Tod, der freundlichem Rath nicht folgt.