[1] Ueber meines Liebchens Aeugeln
Staunen alle Unerfahrne,
Ich bin so wie ich erscheine,
Während sie es anders wissen.
[2] Weise sind zwar sonst das Mittel,
Von der ganzen Schöpfung Kreise;
Doch die Liebe weiß, daß selbe
In dem Kreise sich oft drehen.
[3] Nicht mein Aug' allein betrachtet
Die Liebkosungen der Wangen,
Mond und Sonne machen immer
Diesem Spiegel ihren Kreislauf.
[4] Gott der Herr hat meine Tage
An Süßlippichte gebunden,
Ich bin ihr ergebner Sklave,
Sie allein sind meine Herren.
[5] Wir sind ganz zu Grund gerichtet,
Wünschen dennoch Wein und Sänger,
Ach! wenn die befleckte Kutte
Nun der Wirth zum Pfand nicht nähme.
[6] Zu dem Lichtgenuß der Sonne
Kann ein Blinder nicht gelangen,
Weil vor diesem Spiegel Seher
Selbst verblendet niederfallen.
[7] Was ist das, mit Liebe prahlen,
Und zugleich auf Freunde schmählen,
Solche Liebende verdienen,
Mit der Flucht gestraft zu werden.
[8] Jeder kann von deinen schwarzen
Augen lernen einen Kunstgriff,
Denn nicht Jeder kann im Rausche
Die Enthaltsamkeit bewahren.
[9] Wenn zum Sammelplatz der Geister,
Deinen Hauch der Ostwind brauchet,
Streuen sie Verstand und Seele,
Als ob es nur Locken wären.
[10] Freilich kann den Rausch Hafisens,
Nicht der Eremit verstehen,
Denn der Teufel flieht vor jenen
Leuten, die den Koran beten.
[11] Wenn von meinen Herzensplanen
Schenkenjungen Nachricht hätten,
Würden sie der Frommen Kutten
Nimmermehr zum Pfande nehmen.