[1] Vor deinem Angesicht
Der Mond nicht Schimmer hat,
Die Rose keine Glanz
Vor deinen Wangen hat.
[2] Des Herzens Posten sind
Der Augen hohe Brau'n;
Solch einen schönen Ort
Kein Fürst und König hat.
[3] Was thut des Herzens Rauch
Den Wangen denn zu Leid?
Du weißt, ein Spiegel nichts
Vom Hauch zu fürchten hat.
[4] Wie frech ist die Narziß',
Daß sie vor dir noch blüh't,
Daß mit zerriß'nem Aug',
Sie wenig Sitte hat.
[5] Ich sehe, daß das schwarze Aug'
Das dir im Kopfe rollt,
Auf keinen alten Freund
Die kleinste Rücksicht hat.
[6] Herold, der Schenke gieb
Mir nur ein Rotel Wein's,
Auf's Wohlseyn unseres Scheihs
Der keine Pfründe hat.
[7] Du trinke Blut und schweig',
Indem das zarte Herz,
Für solche Klagen nicht
Geduld und Muße hat.
[8] Geh' hin und wasch' mit Blut
Den Aermel Jedermanns,
Der nicht zur Schwell' der Thür',
Den Weg gefunden hat.
[9] Ich bin es nicht allein,
Den dieses Haar verfolgt,
Wer ist's, der in der Brust
Kein Brandmaal hat?
[10] Hafisen schmähle nicht,
Er liegt anbetend da,
Ein Freygeist in der Lieb'
Auch keine Sünde hat.