[1] Ich gieng zur Schenke gestern,
Vom Schlafe ganz befleckt,
Befeuchtet war die Kutte,
Der Teppich ganz befleckt.
[2] Es kam ein Schenkenknäblein
Und sagte mir mit Spott:
Es ist schon Zeit: Erwache
O du vom Schlaf befleckt!
[3] Vor allem andern wasch' dich,
Dann komm' zur Thür' herein,
Es würde ja die Schenke
Von dir sonst auch befleckt.
[4] Wie lang wird noch aus Sehnsucht
Nach einem süßen Mund
Mit flüssigem Rubine
Der reine Geist befleckt?
[5] Geh', wo die Alten wohnen,
Mit Reinigkeit vorbei,
Das Kleid des Alters werde
Von Jungen nicht befleckt.
[6] Sey rein, steig' in die Höhe,
Vom Brunnen der Natur,
Denn nimmer schmeckt das Wasser
Als rein, das Staub befleckt.
[7] Ich sprach zu meinem Liebchen:
Ist es nicht Schand' und Spott,
Daß in den Lenz die Rose
Sich so mit Wein befleckt?
[8] Erfahrene der Liebe
Sind zwar in diesem Meer
Hinab zum Grund gefahren,
Und wurden nicht befleckt.
[9] Sie sprach: Hafis, die Räthsel
Verkauf' den Freunden nicht!
O Schade! dieser Milde
Mit solchem Grimm befleckt.